Blog: psychomuell.de

  • 10. Tag Tagesklinik

    Stimmung/Anrieb sind im Abwärtstrend – von mies nach ganz mies.

    Die Therapien gehen mir auf den Keks, kenne alles – immer wieder das Gleiche…

    Keinen Bock mehr, auch nicht auf Nebenwirkungen und Tabletten im Allgemeinen.

    Nebenbei gings mir gestern Spätnachmittags körperlich schlecht.

    Auf dem Nachhausweg wurde mir Übel, Heiß und Kalt und irgendwie total wackelig. So etwas kenne ich überhaupt nicht.

    Jetzt soll bei mir tagsüber mehrfach ein Blutzucker-Test gemacht werden.
    Der Doc vermutet Schwankungen im Blutzuckerhaushalt.

  • Willkommen im realen Leben

    Sie wollen das Internet verlassen und wieder mal am richtigen Leben teilnehmen? Wirklich raus? Ja? Sie sind sicher dass Sie das wollen? Ganz sicher? … ok!

    Dann führen Sie nun bitte sorgfältig folgende Schritte durch!

    1. Schließen Sie alle offenen Seiten und beenden Sie Ihr Internetprogramm!
    2. Fahren Sie das Betriebssystem ihres Rechners ordnungsgemäß herunter!
    3. Schalten Sie Ihren Computer, Monitor, Drucker und Ihr Modem aus!
    4. Nehmen sie in mehreren Stufen Kontakt mit ihrer Außenwelt auf!

    Stufe 1 – Öffnen sie ein Fenster und atmen Sie die frische Luft.
    Achtung, der Kontrast und die Helligkeit lassen sich nicht einstellen, auch auf die Lautstärke können sie kleinen Einfluss nehmen! Nehmen Sie alles so wie es ist. Die Geräusche sind keine Simulation, sondern alles ist Live!

    Stufe 2 – Gehen sie einige Schritte durch das Zimmer, was sich unter Ihnen bewegt, sind nur Ihre Beine, keine Angst, bisher läuft alles Normal!

    Stufe 3 – Schauen Sie sich um, ob noch jemand in ihrer Nähe ist, der sich bewegt. Gehen sie auf Ihn zu und sprechen Sie Ihn einfach an, eine Tastatur ist hierfür nicht erforderlich! Antwortet ihr Gesprächspartner?
    Wenn ja, dann sind sie jetzt bitte äußerst vorsichtig, das ist kein Forum und auch kein Chatroom. Überlegen Sie vorher genau was Sie sagen.
    Beleidigungen können jetzt für Sie zu körperlichen Schäden führen!

    Stufe 4 – Versuchen Sie Nahrung zu sich zu nehmen, dazu öffnen sie bitte alle Schranktüren. Sollte in einem Schrank ein Licht angehen, dann haben Sie den Kühlschrank gefunden. Schauen Sie hinein, ist etwas Essbares vorhanden? Bevor Sie etwas verzehren, achten Sie bitte auf das
    Verfallsdatum des Produktes.

    Stufe 5 – Verlassen des Hauses, um den Schrank mit dem Licht zu füllen!
    Achtung, wenn Ihnen alles Fremd vor kommt, bitten Sie jemanden Sie zum Lebensmittelgeschäft zu begleiten! Schauen sie sich um, die Autos sindalle echt, überqueren Sie die Straße erst, wenn diese wirklich frei ist. So unwahrscheinlich es klingt, hier und jetzt haben Sie nur ein Leben. Ein Neustart des Spieles ist nicht möglich und Sie werden auch keinen Krämer finden, der Ihnen Heilgetränke verkauft!

    Stufe 6 – Sollten Ihnen auf dem Rückweg kleine Kinder entgegen laufen und immer wieder Papa, Papa oder Mama, Mama rufen, kann es sich nur um Ihre eigenen Kinder handeln. Tja, die kleinen Racker haben Sie wirklich nicht mehr so groß in Erinnerung, aber macht nichts, wenn ihnen erst mal die Namen wieder eingefallen sind, dann werden Sie sich schnell wieder an sie gewöhnen.

    Stufe 7 – Wieder zu Hause angekommen, setzen Sie sich mal gemütlich in einen Sessel, aber nicht unbedingt in den Sessel vor Ihrem Computer!!!
    Klasse, bald haben Sie es geschafft. Nun lesen Sie mal einige Seiten in einem Buch. Bücher sind die dicken schweren Dinger, die man aufklappen kann, manche haben sogar schöne bunte Bilder. Na, merken Sie wie es beim Lesen oben in Ihrer Birne arbeitet? Das sind die Gedanken, die Sie sich beim Lesen machen. Es nützt allerdings nichts, wenn sie mit dem Finger auf die Seite klicken, wenn Sie alles gelesen haben, Multimedia war gestern, nun wird von Hand umgeblättert.

    Stufe 8 – Mehr als zehn Seiten sollten Sie am Anfang nicht lesen!
    Legen Sie das Buch wieder weg, aber nicht zu weit. Nun rufen Sie mal nach Ihrem Ehepartner, das ist die Person die sich kopfschüttelnd in eine Ecke drückt. Versichern sie Ihr, dass alles Normal ist und Sie sich einfach nur ändern wollen. In den ersten Tagen wird das noch niemand glauben, aber
    halten Sie durch. Verkaufen Sie morgen sofort ihr Modem und schaffen Sie sich vielleicht ein Aquarium an, es funktioniert so ähnlich wie ein Bildschirmschoner aber es ist das erste Anzeichen von Besserung.

    Sie haben es geschafft. Herzlich Willkommen im realen Leben!

  • Altzheimer

    Für diejenigen, die… sagen wir mal… schon über 34 sind…

    Gestern stellte mein Arzt die Diagnose D.S.G.A.A. – Defizitäre Störung des Gedächtnisses ausgelöst durch das Alter!

    So befällt es einen:

    Ich beschließe das Fahrrad zu waschen, als ich zur Tür gehe, sehe ich, dass die Post auf dem Tisch liegt. Na gut, ich werde das Fahrrad waschen. Aber zuerst werde ich gucken, wer mir geschrieben hat. Ich lasse die Schlüssel auf dem Schreibtisch liegen, schmeiße die Post weg, die mich nicht interessiert und stelle fest, dass der Mülleimer voll ist.

    Ich werde die Rechnungen und Kontoauszüge im Schreibtisch verstauen und den Mülleimer ausleeren, aber wo die Schublade des Schreibtisches schon mal offen ist, könnte ich doch eigentlich gleich die Schecks ausstellen, um die Rechnungen zu bezahlen.

    Wo ist mein Scheckheft? Auweia! Es ist nur noch ein Scheck drin. Mein Vorrat an Schecks ist in der zweiten Schublade des Schreibtisches. Ah, da auf dem Schreibtisch ist ja das Glas mit dem Saft, den ich gerade trinken wollte. Ich werde die anderen Schecks suchen. Aber zuerst muss ich das Glas wegstellen, das steht zu nah am Computer. Ach, dann kann ich den Saft ja auch gleich wieder in den Kühlschrank stellen, er ist schon ganz lauwarm. Ich gehe in Richtung Küche und sehe, dass die Pflanzen Wasser brauchen. Ich stell das Glas Saft auf das Tischchen und JUHUUUU! Da ist sie ja, die Brille! Die habe ich den ganzen Morgen gesucht! Die sollte ich besser sofort verstauen. Ich fülle eine Kanne mit Wasser und nähere mich meinen durstigen Pflanzen.

    Arghhhh! Jemand hat die Fernbedienung in der Küche gelassen. Und ich habe mich halb tot gesucht als ich sie brauchte. Am besten bringe ich sie gleich dahin zurück, wo sie hin gehört.

    Ich gieße meine Pflanzen ein wenig (ein bisschen gieße ich auch den Boden, den werde ich aber bestimmt gleich saubermachen), werfe die Fernbedienung auf den Sessel und gehe auf die Haustür zu, die ganze Zeit mit dem Gedanken beschäftigt, was es denn noch mal war, was ich eigentlich machen wollte!

    Am Ende des Tages:
    Das Fahrrad ist nach wie vor schmutzig, die Rechnungen sind unbezahlt, das Glas Saft steht auf dem Tischchen in der Küche, meine Pflanzen haben nicht genug Wasser, um überleben zu können, im Scheckheft ist nach wie vor nur ein Scheck und die Fahrradschlüssel kann ich beim besten Willen nicht finden. Als mir klar wird, dass ich den ganzen Tag überhaupt nichts zu Ende gebracht habe, bin ich überrascht, denn eigentlich war ich DEN GANZEN TAG BESCHÄFTIGT! Ich muss feststellen, dass D.S.G.A.A. eine sehr ernste und schwerwiegende Krankheit ist. Am besten versuche ich mal was über das Internet herauszufinden. Aber erst mal gucken ob mir irgendjemand eine E-Mail geschrieben hat.

  • Auszüge aus dem Tagebuch der Katze

    Tag 5.283 meiner Gefangenschaft.

    Meine Wärter versuchen weiterhin mich mit kleinen Objekten an Schnüren zu locken und zu reizen.

    Ich habe beobachtet wie sie sich den Bauch mit frischem Fleisch voll schlagen, während sie mir nur zerstampfte gekochte Reste von toten Tieren mit kaum definierbarem Gemüse vorsetzen.

    Die einzige Hoffnung die mir bleibt, ist die einer baldigen Flucht.
    Währenddessen erlange ich Genugtuung, indem ich das eine oder andere Möbelstück zerkratze.

    Morgen werde ich mal wieder eine Zimmerpflanze fressen.

    Heute habe ich es beinahe geschafft, einen Wärter durch Schleichen zwischen den Beinen zu Fall zu bringen und ihn dadurch zu töten. Ich muss einen günstigen Moment abpassen, zum Beispiel wenn er sich auf der Treppe befindet.

    Um meine Anwesenheit abstoßender zu gestalten, zwang ich Halbverdautes wieder aus meinem Magen auf einen Polstersessel. Das nächste Mal ist das Bett dran.

    Mein Plan, ihnen durch den geköpften Körper einer Maus Angst vor meinen mörderischen Fähigkeiten einzuflößen ist auch gescheitert. Sie haben mich nur gelobt und mir Milchdrops gegeben. Was wiederum gut ist, weil mir davon schlecht wird.

    Heute waren viele ihrer Komplizen da. Ich wurde für die Dauer deren Anwesenheit in Einzelhaft gesperrt. Ich konnte hören, wie sie lachten und aßen. Ich hörte, dass ich wegen einer “Allergie” eingesperrt wurde. Ich muss lernen, wie ich diese Technik perfektionieren und zu meinem Vorteil nutzen kann.

    Die anderen Gefangen sind Weicheier und wahrscheinlich Informanten.

    Der Hund wird oft frei gelassen, kommt aber immer wieder Freude strahlend zurück. Er ist offensichtlich nicht ganz dicht.

    Der Vogel dagegen ist garantiert ein Spion. Er spricht oft und viel mit den Wärtern. Ich glaube, dass er mich genauestens beobachtet und jeden meiner Schritte meldet. Da er sich in einem Stahlverschlag befindet, kann ich nicht an ihn ran.

    Aber ich habe Zeit.

    Mein Tag wird kommen…