Kategorie: Depression

Leben mit Depression.

  • Häufige Nebenwirkungen von Antidepressiva

    Bei der Einnahme von Antidepressiva treten anfangs häufig Nebenwirkungen auf, die sich aber in der Regel nach einigen Wochen deutlich vermindern oder ganz verschwinden. Man sollte auch keine Angst vor den sehr vielen Nebenwirkungen haben, die im Beipackzettel der Medikamente aufgeführt werden.

    Kein an Depressionen Erkrankter bekommt alle Nebenwirkungen!

    Damit die möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen anfangs so gering wie möglich bleiben, ist es sinnvoll die Antidepressiva langsam hochzudosieren (Einschleichen) und auch genauso langsam (hängt auch von der Dauer der Einnahme ab) schrittweise nach Absprache mit dem Arzt und nach dem eigenen Befinden zu reduzieren (Ausschleichen).

    Hierbei sollte man genau auf sein Befinden achten, jeder Mensch reagiert anders auf ein Antidepressivum, auch empfindet er die aufkommenden Nebenwirkungen/Wirkung unterschiedlich.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, das bei mir Antidepressiva nach 4 bis 8 Wochen wirken oder auch eben nicht, was mich dann veranlassen würde, dieses Medikament abzusetzen.

    Einige Patienten erfahren die aufhellende Stimmung auch schon nach ca. 2 Wochen.
    Bei mir wirkt sich ein Antidepressivum kaum auf die Stimmung aus, sondern wenn, dann auf meinen Antrieb, was ich mir auch erwünsche. Da ich eine u.a. eine chronische Depression (Dysthymie) habe, ist meine Stimmung eh immer gedrückt, ich kann sie auf keinen Fall als annähernd gut beschreiben.

    Meine Nebenwirkungen der verschiedenen Antidepressiva

    Mein aktuelle Antidepressivum Fluoxetin verursachte anfangs deutliche Nebenwirkungen, wie z.B. kaum Appetit, leichte Übelkeit, Müdigkeit , Muskelschmerzen und starker Schwindel, sind nach ca. 4 Wochen fast verschwunden.

    Von meinem »Stimmungsstabilisator« Lamotrigin hatte ich die ersten paar Tage und immer wenn ich etwas hochdosiert habe, leichte Kopfschmerzen und Schlafstörungen, die immer noch vorhanden sind, sich aber deutlich gebessert haben.

    Fluoxetin ist bisher das einzigste Antidepressivum von dem ich nicht zugenommen, sondern langsam abgenommen habe, was mir natürlich sehr entgegenkommt, da ich während meines Klinikaufenthaltes 2006 ca. 10 kg zugenommen habe, was überwiegend an den alten (aber bewährten) Trizyklischen Antidepressiva (Nortriptylin, Maprotilin in Verbindung mit Quilonum (Lithium) gelegen hat.

    Lithium gehört auch zu den sogenannten »Stimmungsstabilisatoren«, welches ich aber nie wieder nehmen würde, da es bei mir heftigste Nebenwirkungen verursacht hatte, die auch nach Monaten nicht verschwanden.

    Meine Nebenwirkungen von Lithium:
    Müdigkeit, Wassereinlagerung, Gewichtszunahme, Zittern und Verstopfung.

    Oft auftretende Nebenwirkungen von Antidepressiva

    Mundtrockenheit (dagegen hilft Kaugummi kauen), Sedierung, Unruhe, Kreislaufstörungen mit Blutdruckabfall, Störungen der Sexualfunktion (Libidostörungen), Koordinationsstörungen, Schwitzen, Sehstörungen, Magen- Darm-Probleme, Verstopfung, Zittern, Kopfschmerzen, Schlafstörungen.

    Die modernen Antidepressiva sollen nebenwirkungsärmer sein, verursachen in der Regel keine Gewichtszunahme, aber auch hier gibt es seltene individuelle Unterschiede.

    Von den älteren Trizyklischen Antidepressiva, ist eine potentielle Gewichtszunahme wahrscheinlicher. Herzrhythmusstörungen können auftreten, unabhängig davon, wird in der Psychiatrie, regelmäßig das Blut untersucht und auch ca. alle 4 bis 6 Wochen ein EKG gemacht.

    Wie bemerkt man, das ein Antidepressivum wirkt?

    Man muss geduldig sein, Antidepressiva müssen regelmäßig (täglich) eingenommen werden und sie wirken erst nach einigen Wochen, da sich erst ein sogenannter Medikamentenspiegel aufbauen muss.

    Antidepressiva sind auch keine Glückspillen, die man sich mal eben einschmeißt und nach einigen Wochen von der Depression geheilt ist oder man auf »Wolke 7 schwebt«. Das ist eine Illusion. Eine Depression zu bekämpfen dauert seine Zeit und der Erkrankte sollte und muss sehr geduldig sein, auch sollte er, sobald er sich in der Lage fühlt, eine Psychotherapie machen.
    Keine Angst, wenn ein Antidepressivum nicht wirkt, es gibt genügend Auswahl und Kombinationsmöglichkeiten u.a. mit Neuroleptika, man benötigt nur sehr viel Ausdauer!
    Ich habe selber schon sehr viele Antidepressiva ausprobieren müssen …

    Ich habe nach einigen Wochen eine kleine Antriebssteigerung bemerkt auch habe ich das Gefühl, dass es mir mit meinem Medikamentencocktail etwas besser geht als ohne.

    Wie lange sollte man ein Antidepressivum nehmen?

    Das hängt natürlich vom Einzelfall ab, ob es sich um die erste depressive Episode handelt oder ob man schon zwei oder mehrere depressive Phasen durchlebt hat.

    Auch wenn sich durch die Einnahme von Antidepressiva, die depressiven Symptome gebessert haben oder sogar verschwunden sind, sollte man Medikamente (häufig) in geringerer Dosis weiter nehmen, damit man vor einem Rückfall (Rezidiv) geschützt ist.

    Bei einer ersten depressiven Episode nimmt man die Antidepressiva ca. 3 bis 6 Monate, bei einer rezidivierenden Depression (wiederkehrende depressive Phase) durchaus bis zu 12 Monaten und auch sehr viel länger. Oft wird dann das Antidepressivum mit einem »Stimmungsstabilisator« kombiniert.

    Dieser Artikel beruht auf meinen eigenen Erfahrungen. Für genauerer Informationen fragen sie ihren Psychiater!

  • Persönlicher Krisenplan

    Hilfreich für akute Notfälle bei psychischen Erkrankungen oder auch für eine nahende Depression, könnte ein persönlicher Krisenplan sein, den ich mal kurz als Modell vorstellen möchte und der folgende Punkte enthalten könnte:

    Meine Frühwarnzeichen für eine kommende Depression

    Aufkommende Antriebslosigkeit, Energielosigkeit, Müdigkeit, negative Gedanken, Vernachlässigung von Hobbys, sozialer Rückzug, keine Lust auf irgendetwas…

    Folgende Aktivitäten könnten mir helfen

    Sport, Entspannung in der Sauna, Abwechslung im Job (leider nicht immer realisierbar), Bekannte/Freunde einbeziehen, Ausflüge, Shoppen …

    Folgendes Medikament könnte mir helfen

    Name eines Antidepressivum, welches schon einmal geholfen hat.
    Bei mir hat eine erneute Einnahme eines früher genommenen Antidepressivum nicht mehr gewirkt, aber man kann es ja durchaus ausprobieren.

    Folgende Bekannte/Angehörige will ich informieren

    Name, Adresse, Telefon

    Mein behandelnder Psychiater

    Name,Adresse und Telefon des Arztes

    Folgenden ärztlichen Notdienst/nächstgelegene Psychiatrie kann ich anrufen

    Name, Adresse, Telefon
    Name der Klinik/Aufnahmearztes

    Meine aktuelle Medikamente/Medikamentenkombination und Dosis

    z.B. Antidepressivum, Neuroleptika …

    Ich habe 2006 -bei meinen Klinikaufenthalt auf der Depressions-Fachstation – auch eine Auflistung der bisher ausprobierten Medikamente, die Adresse des behandelnden Arztes, Klinikaufenthalte, eine kurzen Lebenslauf mit in die Klinik genommen. Ich fand so etwas recht praktisch und hatte überhaupt keinen Antrieb/Lust das jedesmal aufs Neue zu erzählen.

    Bisher habe ich die Frühwarnzeichen immer zu spät beachtet und bewusst mitbekommen, aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben und vielleicht bemerke ich meine nächste aufkommende schwere Depression rechtzeitig, so dass ich nicht so tief abrutsche …

  • Wie äußert sich die Depression?

    Symptome der Depression
    Denken Fühlen Antrieb körperlich (vegetativ)
    Ich bin ein Versager, lebensunfähig Keine Lebensfreude/Lust Job nicht mehr geschafft Erschöpft, müde, energielos
    Ich bin eine Belastung für andere Keine Gefühle spürbar, Traurigkeit Kein Interesse an irgendetwas der Alltag ist kaum zu bewältigen
    Alles ist sinnlos Wie tot, Empfindungslosigkeit Kann mich nicht konzentrieren Sexunlust
    Bei mir geht alles schief Hoffnungslosikeit Hektik zu viel oder zu wenig Schlaf, Schlafstörung
    Ich kann und will nicht mehr Innere Unruhe ich kann mich nicht entscheiden kein Appetit oder Frustfressen
    Ich wäre lieber tot, warum lebe ich Angst Im Bett verkriechen Gewichtsab- oder Zunahme, kein Geschmack mehr
    schon wieder ein neuer Tag Gereiztheit/Aggressivität Soziale Isolation, kaum Kontakt zu anderen Gliederschmerzen, andere Schmerzen
    Wahn:»Ich bin an allem Schuld«, Ich habe kein Geld mehr, die Familie muss verhungern«. Unsicherheit, Versagensgefühle, Wertlosigkeit ich kann mich zu nichts aufraffen zu viel oder zu wenig Schlaf, Schlafstörung, Schweißausbrüche, erhöhter Puls
  • Machen Antidepressiva dick oder abhängig?

    Viele depressive Patienten befürchten zu Recht eine Gewichtszunahme durch Antidepressiva.
    Die Gewichtszunahme kann zu einer zusätzlichen psychischen Belastung führen.

    Ich selber habe mit Fluvoxamin (modernes SSRI), Nortrilen (ein altes, aber bewährtes trizyklisches Antidepressivum) u. Quilonum Retard (Lithium – ein sog. Stimmungsstabilsator ca. 10 kg zugenommen).

    In der Psychiatrie auf der Depressions-Fachstation, habe ich sehr viel Sport getrieben auch auf meine Ernährung geachtet. Sogar die Diätassistentin sagte mir, ich dürfe auf keine Fall weniger essen, auch sei an meiner Essenszusammenstellung nichts zu kritisieren.

    Leider habe ich dennoch weiter mit Lithium zugenommen und mit 78 kg bin ich aus der Klinik entlassen worden. Natürlich habe ich das Lithium langsam abgesetzt, aber ich konnte mein Gewicht nicht so schnell verringern, wie ich es aufgebaut habe.
    Es dürfte an meinem Stoffwechsel gelegen haben.

    Mit bis zu 5 kg Gewichtszunahme würde ich leben können, aber dann ist meine persönliche Schmerzgrenze überschritten.
    Ich war immer schlank und wog so um die 60 kg, womit ich sehr gut leben konnte.

    Dick und depressiv?

    Depressive Menschen haben, je nach Schwere der Depression, große Schwierigkeiten körperlich aktiv zu werden.

    Einfach weil ihnen der Antrieb fehlt und auch, weil sie sich immer weiter sozial isolieren, nicht mehr die Wohnung verlassen etc. …

    Viele depressive Menschen ernähren sich auch anders als nicht-depressive, sie sind teilweise zu antriebslos, um auf eine gesunde Ernährung zu achten, es fehlt der Appetit oder man sie stopfen alles in sich rein, weil es ja eigentlich egal ist, man kann will ja nicht leben, man findet sich nutzlos und überflüssig…

    Wenn man eh schon ein Gewichtsproblem hat, sollte man unbedingt seinem Psychiater darauf ansprechen und vorsichtig bei der Auswahl der Medikamente sein.

    Die alten, aber bewähren, trizyklischen Antidepressiva sind bekannt für eine Gewichtszunahme, wie z.B.
    Maprotilin, Trimipramin, Amitryptilin, Clomipramin, Desipramin, Doxepin …

    Die modernen (neueren) Antidepressiva sind eigentlich nebenwirkungsärmer.

    Fluoxetin, Venlafaxin verursachten bei mir keine Gewichtszunahme. im Gegenteil mit Hilfe von Fluoxetin konnte ich bisher 9 kg Gewicht verlieren. Einfach weil sich mein Appetit verringert hat und ich nehme noch L-Thyroxin (ein Schilddrüsenhormon) dazu, welches meinen Stoffwechsel unterstützen bzw. ankurbeln soll.

    Das Antidepressivum Bupropion (Handelsname Elontril, Zyban) erst seit kurzem in Deutschland erhältlich, soll auch keine Gewichtszunahme bewirken, dieses habe ich aber noch nicht getestet.

    Aber jeder Mensch reagiert ganz individuell auf ein Antidepressivum, hat andere Nebenwirkungen und verspürt auch eine andere Wirkung, sofern diese Mittel sich positiv auswirkt.

    Meinen Erfahrungen zufolge ist es auch wichtig die Schilddrüse genau untersuchen zu lassen.
    Häufige psychische Symptome einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) sind Depressionen, diese können dadurch auch ausgelöst oder verstärkt werden.

    Machen Antidepressiva abhängig?

    Was versteht man unter einer Abhängigkeit? Siehe ICD 10: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (F10-F19)

    Kennzeichen einer Stoffabhängigkeit sind unter anderem die Toleranzentwicklung (d.h. es sind zunehmend höhere Dosen erforderlich, um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen hervorzurufen.), auch besteht eine verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums.

    Die WHO definiert Abhängigkeit als „einen seelischen, eventuell auch körperlichen Zustand, der dadurch charakterisiert ist, dass ein dringendes Verlangen oder unbezwingbares Bedürfnis besteht, sich die entsprechende Substanz fortgesetzt und periodisch zuzuführen.

    Diese aufgeführten Kriterien liegen nicht bei Antidepressiva vor. Antidepressiva sollen eingeschlichen werden, dass heißt, man steigert langsam die Menge des Wirkstoffs, damit die möglicherweise anfangs auftretenden Nebenwirkungen so gering wie möglich sind.

    Auch tritt die positive Wirkung für den Depressiven erst nach 4 bis 6 Wochen der Einnahme ein und nicht sofort.
    Beim Absetzen des Antidepressivums kann aber eine sogenannte Absetzsymptomatik (keine Entzugssymptome) auftreten, deshalb solle man das Medikament auch langsam reduzieren (je nachdem wie lange man das Antidepressivum eingenommen hat).

    Antidepressiva werden nicht als Drogen bezeichnet!

    Obwohl kritische Stimmen sagen, dass sehr wohl eine Abhängigkeitssymtomatik auftritt. Von Seiten der Pharmaindustrie wurden dafür harmlosere Begriffe wie»Absetzsymptom« oder »Absetzsyndrom« eingeführt.

    Mir ist dies Diskussion , ob Antidepressiva nun abhängig machen oder nicht, eigentlich egal, so lange sie meinen Zustand verbessern und ich weiß, wie ich mit ihnen umgehen muss!