Meine Erfahrungen mit Antidepressiva

Warum habe ich Antidepressiva genommen?

Vor ca. 10 Jahren habe ich zum ersten Mal ein Antidepressivum ausprobiert, im Anschluss an eine ambulante Gespräch-Psychotherapie, die mir leider nicht geholfen hat, meine Stimmung zu verändern. Die Psychotherapie hat mir insoweit geholfen als das ich besser verstehen konnte, warum ich so geworden bin, wie ich bin und wo teilweise meine Probleme lagen.

Da ich aber nicht mehr weiter mit negativen Gedanken und schlechter Stimmung leben wollte, habe ich es gewagt und mein erstes Antidepressivum (AD) Fluvoxamin ausprobiert.

Meine Odyssee durch den Antidepressiva Dschungel begann…

Die modernen Antidepressiva, sollen weniger Nebenwirkungen haben als die älteren (aber durchaus bewährten) Trizyklischen Antidepressiva.

Welches Medikament geeignet ist, entscheidet der Psychiater, es gibt beruhigende (sedierende) und antrieb steigernde Antidepressiva.

Ich habe die Erfahrung gemacht, das man das ausgewählte Antidepressivum in einer geringen Dosis einschleichen und dann nach einigen Tagen die Dosis etwas erhöhen sollte, so bleiben die anfänglich potentiellen auftretenden Nebenwirkungen etwas geringer.
Auch ist es von Vorteil, wenn man in den ersten 4 bis 6 Wochen nicht arbeiten muss.
(Krankschreiben lassen oder im Urlaub mit dem AD beginnen)

Auch sollte man keine Angst vor den sehr ausführlich aufgelisteten möglichen Nebenwirkungen des AD haben. In der Regel bekommt man nur einige Nebenwirkungen, die dann auch nach 2 bis 4 Wochen deutlich nachlassen (sollten und müssen!) und eine (kleine) Wirkung sollte sich dann auch einstellen.

Viele Antidepressiva verursachen leider eine Gewichtszunahme (zumindest bei mir), was sich je nach Höhe Gewichtsveränderung noch zusätzlich negativ auf das Befinden auswirken kann.

Ich habe schon viele Antidepressiva ausprobiert, entweder wirkten sie nicht oder ich habe sehr viel zugenommen. Lithium würde ich nie mehr nehmen, das hat mir in Verbindung mit dem (alten trizyklischen AD) Nortrilen zu Wassereinlagerung, Verstopfung und deutlicher Gewichtszunahme geführt.

Was kann ich machen, wenn bei mir kein Antidepressivum wirkt?

Einfach weiter Antidepressiva ausprobieren, es gibt eine sehr große Auswahl und es kommt auch jährlich ein neues AD auf den Markt. Auch kann man verschiedene AD miteinander kombinieren, auch Neuroleptika, Schilddrüsenhormone dazugeben. Einem motivierten Psychiater sollte da schon einiges einfallen…, wenn ihm nichts einfällt, einfach den Psychiater wechseln.

Auf der Depression-Fachstation, auf der ich mehrere Monate war, vertreten die Fachleute leider die Auffassung, wenn jeweils 2 Antidepressiva aus der selben Wirkstoffgruppe nicht wirken, dann bräuchte man aus dieser Gruppe keines mehr testen, weil es garantiert nicht wirkt.

Tja, ich kann heute zum Glück das Gegenteil behaupten! Es lohnt sich, auch wenn es sein muss, alle durchzuprobieren.

Ich habe zwischendurch immer mal mehrere Monate ohne Medikamente gelebt, weil ich wissen uns spüren wollte, ob es mir anders (besser) geht als mit den Medikamenten.
Leider ging es mir ohne Antidepressiva auch nicht anders als mit denen, die ich schon getestet hatte…
Seit einigen Wochen nehme ich Fluoxetin und es scheint zumindest etwas zu wirken.

Was kann ich von einem Antidepressivum erwarten?

Ich erwarte von einem Antidepressivum eine positive Wirkung, dass heißt, es sollte mir mit dem Medikament etwas besser gehen als ohne.

Ich erinnere mich, dass meine Depression so im Alter von ca. 10 Jahren begann. Nur wusste das niemand, ich fühlte mich nur immer etwas anders, ohne dass ich das genauer beschreiben konnte. Auch meine Depression unterliegt (zum Glück) Schwankungen, so lange ich genügend Antrieb hatte, um Arbeiten zu können, war dieser Zustand für mich in Ordnung. Ich war produktiv und hatte mein Leben, trotz Depression, im Griff, war im Job und Sport erfolgreich.
Vor ca. 5 Jahren verließ mich mein Antrieb und es ging dramatisch bergab, momentan scheint sich mein Zustand zu stabilisieren und ich hoffe weiterhin auf Fluoxetin!

Eine Psychotherapie werde ich dann beantragen, wenn ich ausreichend Antrieb und weniger deutliche negative Gedanken im Kopf habe, denn so eine Therapie sollte schon etwas bringen.

Wie lange Antidepressiva nehmen?

In meinem Fall kann ich wohl sagen, ich sollte sie lange nehmen und mir ggf. dann überlegen, ob ich es denn wagen könnte, sie abzusetzen.

Susanne

Autor: SuMu

📧 Kontakt - Alt, flexibel, letztes Lebensdrittel, ♥ lila, Katzen. Tiere. Natur. Intervallfasten 16:8 ♒ Jede Depression wird besser, sofern man sie überlebt.

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