Schlagwort: Depression

Depression, alles was dazu gehört

  • Der soziale Abstieg mit oder durch die Depression

    Das kann passieren muss aber nicht. Natürlich hatte ich in dieser Angelegenheit wieder mal eine Glückssträhne …

    Die Gefahr mit oder durch die Depression in eine soziale Abstiegsspirale zu gelangen, erhöht sich mit der Länge und Schwere der Depression.

    Ich durfte das volle Programm genießen…

    Die Spirale in den sozialen Abgrund kann sich so gestalten

    Man ist arbeitsunfähig.
    Für maximal 78 Wochen innerhalb von 3 Jahren erhält man Krankengeld. Dabei werden Lohnfortzahlungszeiten (LFZ ) abgezogen, d.h. wenn man 6 Wochen LFZ hatte erhält man noch für 72 Wochen Krankengeld.

    In diesem Zeitraum der Arbeitsunfähigkeit (also Krankschreibung) muss man nach einigen Wochen zum Medizinischer Dienst (MDK) der Krankenkasse, dieser ist der sozialmedizinische Beratungs‑ und Begutachtungsdienst der gesetzlichen Kranken‑ und Pflegeversicherung.

    Nun mit Beratung war da eigentlich nichts…

    Ich musste selber zweimal zum Medizinischen Dienst der Krankenkasse (MDK).

    Beim ersten Mal dauerte das Gespräch nur wenige Minuten und mir wurde mitgeteilt, ich sei 6 Stunden arbeitsfähig.
    Ich habe dann einen formlosen Widerspruch eingelegt und mein Psychiater war so nett und hat diesen medizinisch begründet.

    Der Widerspruch kam dann nach einigen Wochen ohne Probleme durch.

    Beim meinem zweiten MDK-Termin habe ich vorab ein Attest von meinem Arzt mitgenommen und dieses Gespräch dauerte diesmal ca 20–25 Minuten und ich war doch tatsächlich krank!

    Die Krankenkasse, sowie der MDK sind ein Wirschaftsunternehmen und wollen die eigenen Kosten so gering wie möglich halten, der Kranke ist nicht sonderlich von Interesse, man kann nur hoffen, dass man zu einem kompetenten Arzt oder Ärztin kommt.

    Natürlich erhält man in der Zeit des Widerspruches kein Krankengeld, da das eh nicht so hoch ist und wenn man länger krank ist, kaum noch Geld zur Verfügung hat, war das für einen Depressiven nicht gerade förderlich.

    Meine »hilfsbereite« Betriebskrankenkasse, überwies mein Krankengeld wohl nach Lust und Laune, mal war es am 8., am 14. oder am 19. des Monats auf mein Konto, logischerweise musste ja am 1. des Monats die Miete gezahlt werden – nur funktionierte das so nicht.

    Zum damaligen Zeitpunkt lebten wir nur von meinem Krankengeld (Mein Mann hatte eigene Probleme).

    In meiner schwer depressiven Phase hatte ich nun wirklich keinen Nerv, mich mit meiner BKK auseinanderzusetzen…

    Mal sagte die BKK, das Krankengeld sei schon längst überwiesen, mal war angeblich der Krankengeld-Auszahlschein nicht bei ihnen eingetroffen …

    Es kam was kommen musste, die Kündigung der Wohnung, wegen nicht gezahlter drei Monatsmieten.

    Zum Glück habe ich es kurz vorher noch geschafft, mich um einen gesetzlichen Betreuer zu kümmern.
    (Näheres dazu kommt in einem anderen Artikel)

    Einige Monate bevor das Krankengeld auslief, habe ich mit meinem Betreuer einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente bei der deutschen Rentenversicherung gestellt.

    Nach einigen Wochen muss man dann zum Gutachter der Rentenversicherung. In der Regel gilt der Spruch »Reha geht vor Rente«, sollte ich auch machen – habe ich aber nicht. (meine persönliche Situation lies das nicht zu). Die Erwerbsunfähigskeitsrente wurde befristet auf 2 Jahre genehmigt.

    Da ich mit 39 Jahren relativ jung war und auch einige Jahre studiert hatte, fiel die Rente recht niedrig aus – Arbeitslosengeld-2-Niveau.

    Leider erhielt mein Partner in diesem Zeitraum auch nur Arbeitslosengeld 2, was die Situation nicht wirklich verbesserte.

    In dieser Zeit konnte man gerade so überleben.

    Die Kündigung der Wohnung wurde zurückgenommen und die rückständige Miete in Raten bezahlt.

    Seit mein Mann einen Job hat, geht es ganz langsam aufwärts

  • Woran bemerke ich, dass sich meine Depression verringert?

    Natürlich gibt es verschiedene Depression-Testverfahren, z.B. der Depressionstest nach Goldberg (Psychiater Dr. Ivan Goldberg, aus New York).

    Der Test ist kein Ersatz für eine ärztliche Diagnose. Unabhängig vom Testergebnis sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn man das Gefühl hat, eine Depression zu haben.

    Ich beschreibe mich mal als depressiv erfahren Menschen und benötige so einen Test für mich nicht. Ich bin mir im großen und ganzen meiner depressiven Symptome bewusst.
    Ich gestalte mir meinen persönlichen Antriebstest, ich stelle einfach nur gegenüber, was ich während meiner schwer depressiven Phase gemacht habe und wie mein Alltag heute aussieht.
    Meine Stimmung kann ich nicht einbeziehen, weil es mir nie gut ging, sondern meine Stimmung war »unbestimmt«, »Wie immer« oder einfach nur »normal Scheisse«.

    Da wohl mein Medikamenten-Cocktail, bestehend aus L-Thyroxin (Schilddrüsenhormon), Fluoxetin (Antidepressivum) und Lamotrigin (sog. Stimmungsstabilisator) etwas positiv wirkt, scheint es so, als ob ein wenig Antrieb vorhanden ist. Hoffentlich erwartet mich nicht ein Mega-Absturz, da Depressionen wellenförmig verlaufen …

    Wie sieht mein Alltag aus, wenn ich etwas weniger depressiv bin?

    Im Vergleich zu meiner schwer depressiven Phase:

    Ich schlafe deutlich weniger, bleibe abends länger auf und schaffe es problemlos morgens aus dem Bett zu kommen.

    Dann folgt das persönliche Reinigungsprogramm, Anziehen (Kein Jogging-Anzug) Katzen füttern, Frühstücken.
    Da mein Mann eine recht anspruchsvolle Arbeitszeit hat (7 Tage Frühschicht, 7 Tage Nachschicht, 7 Tage Spätschicht und dann endlich 7 Tage frei) mache ich ihm auch seine Brote etc.

    Meine Medikamente darf ich nicht vergessen, dann verschwinde ich erst mal ins Internet.
    Ich schaffe es sogar, längere und auch mehr Blogartikel zu verfassen!

    Da ich ja momentan nicht arbeite, erledige ich dann nach und nach den Haushalt, Putzen, Staubsaugen, Waschen, ich bügel momentan sogar, obwohl ich das eigentlich hasse.

    Ich schaffe es sogar, einmal in der Woche alleine einzukaufen. Türklingel und Telefon wird noch von mir ignoriert.

    Bei mir (in mir) kommt das Gefühl auf, dass ich etwas machen kann und auch will…

    Ich verspüre im Gegensatz zu vorher, etwas Antrieb und es scheint so als ob es langsam aufwärts gehen könnte. Ich traue der ganzen Sache aber überhaupt nicht, da ich oft genug abgestürzt bin. Ich plane auch nichts, so muss ich auch jetzt keine Verpflichtungen eingehen. Für mich sind Ziele nicht relevant, nur das Jetzt zählt.

    Alles in Allem eine sehr wackelige Angelegenheit!

  • Meine Lebensgeschichte Teil 1.

    Man beachte den Hinweis zum Lesen dieses Blogs! Ich schreibe teilweise recht »salopp«, aber so war es für mich damals nicht.

    Meine Lebensgeschichte, soweit ich mich erinnern kann – bis 1999

    Meine Eltern waren beide Alkoholiker (was sie aber nicht wussten). Spiegeltrinker, sehr unauffällig im Verhalten, da sie beide immer arbeiten gingen und sich nie krankschreiben ließen. Eine scheinbar ganz normale Familie. Die Situation zuhause war immer irgendwie bedrohlich, ich wusste nie, was passiert und wie meine Eltern drauf sind. Ich habe meine Eltern auch nie richtig kennengelernt, weil sie ja immer unter der Wirkung von Alkohol standen. Der Alltag meines Vaters gestaltete sich immer gleich: ca.12 Stunden an 6-7 Tagen in der Woche in einer Bäckerei arbeiten, anschließend 2 Stunden in die Kneipe, dann schlafen, etwas TV-gucken, essen und wieder ins Bett. Übrigens, mein Vater wollte immer einen Jungen haben, irgendwie hab ich mich wohl dann bemüht, mich so zu verhalten.

    Ich fühlte schon als Kind, dass ich anders bin, konnte es aber nicht beschreiben. Ich »wusste« auch nicht, wie ich mich fühlte. Ich war ein sehr ernstes/ruhiges Kind. Meine Mutter trank heimlich, weil mein Vater meinte, so etwas dürfe sie nicht machen, sie ging arbeiten, machte den Haushalt und hatte mich am Hals. Für meinen Vater war meine Mutter eigentlich nur eine Putzfrau, so ähnlich wurde sie auch von ihm behandelt. Gemeinsame Ausflüge gab es kaum, mein Vater hatte dazu kein Interesse oder war zu müde. Er verkroch sich regelrecht in seiner Arbeit.

    Gespräche über uns, mein Befinden gab es nicht. Ich wusste auch nie, wie sich meine Eltern fühlten, ihnen konnte man nichts ansehen, sie sahen immer gleich aus. Ich wurde emotional vernachlässigt, bekam aber Geld und fast alles was für meine Eltern erschwinglich war. Nur nicht das wichtigste Zuwendung. Ich versuchte durch Leistung in der Schule und beim Sport die Aufmerksamkeit von meinem Vater zu erreichen. Zumindest konnte ich dann mit ihm über Sport reden, mir ständig anhören, dass er ja viel besser gewesen sei…

    In der 9. Klasse in der Realschule ging es um die Berufswahl. Ich hatte keinen Plan. Meine Eltern waren keine Hilfe, von denen kam nur. »Ich sei alt genug und müsse schon wissen,was ich werden will…«. Da mir nichts einfiel ging ich eben aufs Gymnasium, was mir überhaupt keinen Spaß machte, es war eine Quälerei.

    Mit 18 Jahren hatte ich meinen Führerschein, somit konnte ich unser Auto mal bewegen, es stand sonst eh nur herum. Meistens bin ich mit meiner Mutter einkaufen gefahren, damit sie nicht alles schleppen musste, mein Vater hat das nie gemacht.

    Kurz vor meinem 19. Geburtstag verstarb meine Mutter. Ich fand sie morgens im Bett, sie sah nur in meine Richtung und konnte nicht sprechen. Sie verstarb 6 Wochen später im Krankenhaus. Gehirnblutung und Leberzirrhose. Mein Vater hat sie nur einmal in den 6 Wochen besucht, er sagte:« das bringe ja alles nichts mehr«. Offizielle »Familiendiagnose« war Gehirnschlag. Ich böses Mädchen habe dann verlauten lassen, sie habe sich totgesoffen, aber so was wird überhört!

    Ich habe dann einfach die Rolle meiner Mutter übernommen und mich um den Haushalt gekümmert. Meine Oma hat mir auch immer eingetrichtert, ich müsse mich nun um meinen Vater kümmern. Ich hasste meine Mutter, dass sie mich alleine gelassen , sich einfach tot gesoffen hatte.

    Die 11. Klasse des Gymnasiums habe ich wiederholt, ich hatte einfach keine Lust mehr. Irgendwie hab ich mich dann doch noch aufgerappelt, da ich mir beweisen wollte, dass ich nicht so blöd sein kann und hab mein Fachabitur noch geschafft. Bin von der Schule abgegangen und habe gejobbt. Bekam Panik, da ich ja keine Ausbildung habe und bin zur Berufsberatung und hab nachgefragt, was sie noch an Lehrstellen haben. Ich konnte wählen zwischen Metzger und Bäcker. Da ich quasi mit einer Bäckerei großgeworden bin, fiel mir die Entscheidung leicht. Unbewusst hoffte ich wohl, wenn ich meinem Vater nacheifer, dass er mich mehr beachtet.

    Als Kind und Teenie war ich eh sehr zurückgezogen, eher der ernste Typ und wollte nie Kinder mit nach hause bringen, weil die ja dann vielleicht etwas gemerkt hätten, dass bei uns etwas nicht stimmt. Da ich ja ab und zu auch mal bei Klassenkameraden war, wusste ich, dass es dort anders war.

    Nur für mich war meine Situation normal, obwohl ich wusste, dass sie das nicht war… Ach ja, meine Bäckerlehre verkürzte ich, machte meinen Gesellenbrief nach 2,2 Jahren mit der Note 1. Tja, alles was mein Vater dazu sagte war:« Es geht«. Er sei besser gewesen,weil er seine Ausbildung zum Konditor schon mit 16 Jahren zuende hatte.

    Ich konnte leisten, was ich wollte, ich war niemals gut genug. Ich hatte immer das Gefühl, es würde was passieren, ich fühlte mich irgendwie bedroht… Dann kam die Zeit, in der mein Vater Probleme mit dem Alkohol bekam, er war 2x auf der Intensivstation, aber nur kurz, er hatte seinen Spiegel nicht gehalten und einen Krampf gehabt. Da er leider nichts an der Leber hatte, die Werte waren nicht erhöht, kam keiner auf die Idee ihn zu einer Suchtbehandlung zu schicken, außerdem sagte er, er sei kein Alkoholiker, da er nur Bier trinken würde. Er schaffte es jedesmal ca. 5 Monate nichts zu trinken, da es ihm dann wieder gut ging, hat er langsam wieder angefangen. Bis er seinen »Unfall« hatte, er bekam in einer Bäckerei nachts einen Krampf (da er zu wenig getrunken hatte) und schlug mit dem Kopf auf die Steinfliesen auf. Schädelbruch und Gehirnblutungen, 3 Monate Koma auf der Intensivstation. Während dieser Zeit war ich froh, im Bäckerhandwerk zu arbeiten, bei 12 Stunden täglicher Arbeit und anschließend 2 Stunden Sportstudio, kam ich kaum zum Nachdenken. Meine Oma, bei der ich auch viel Zeit verbrachte (ich denke, sie wurde eine Art Mutterersatz) wurde auch altersbedingt kränker und brauchte mehr Hilfe. Da ich ja eh nie genug zu tun hatte, kümmerte ich mich auch noch um meine Oma. Auf der einen Seite hatte ich Angst, dass mein Vater stirbt und ich dann ganz alleine bin, auf der anderen Seite war nicht auszuschließen, das er ein Pflegefall wird – und dann hätte ich mich alleine um ihn kümmern müssen. Er kam dann nach Bonn zur Reha (es waren mehrere Aufenthalte nötig), wurde wieder etwas aufgepeppelt, zurück blieb ein Sprachfehler und Orientierungsschwierigkeiten. Ich hab ihm anfangs gezeigt, wie man mit dem Bus fährt und wo und wie er einkaufen kann. Das war stressig genug, weil er sehr anstrengend war. Während dieser Zeit habe ich meinen Mann Jörg kennengelernt und habe diese Möglichkeit genutzt, um endlich in eine eigene Wohnung zu ziehen.

    Mit 30 Jahren! Heute weiß ich, dass das viel zu spät war, aber ich habe nicht viel mitbekommen, ich kam mir immer vor, als sei ich in einem anderen Film. Ich habe bestimmt 17 Stellen in verschiedenen Bäckereien gehabt, weil ich nach ca. 3 Monaten alles gelernt hatte (alles konnte), somit wurde es langweilig für mich und ich »musste« woanders hin. Ich habe mich auch 3x an einer Meisterschule angemeldet, dann wieder abgemeldet. Ich hatte Angst, nicht mindestens mit 1 zu bestehen. Das wäre aber auch nicht genug gewesen, weil mein Vater eh besser gewesen wäre.(Stimmt natürlich objektiv gesehen nicht) Bei meiner letzten Stelle in einer großen Bäckerei hab ich es glatt 2 Jahre ausgehalten, da ich dort die Feinbackwarenabteilung geleitet habe und quasi »freie Hand« hatte. Der Stress wurde aber immer größer, da ständig Mitarbeiter fehlten, ich mich für alles verantwortlich fühlte und am liebsten alles alleine gemacht hatte. Ich hatte das Gefühl ich müsse mich ständig verbessern, ich kam gar nicht mehr runter, konnte nicht mehr abschalten. Und ich war verdammt gut, aber mir reichte das nicht! Ich hab einige Monate was getrunken, mitten in der Nacht gekündigt und 1997 eine stat. Therapie in Langenberg gemacht. Dauer 4 Monate.

    Danach ging es mir erst richtig mies. Dort wurde in meiner Psyche rum gewühlt und ich bemerkte, das mit mir nichts mehr stimmte. Seither ging es mit mir bergab. Ich begann eine ambulante Therapie bei Dr. Depner, die mir einige neue Erkenntnisse bescherte, aber mein Befinden blieb weiterhin »unbestimmt« bis mies. Kontakt zu meinem Vater hatte ich nicht mehr, weil ich in der Therapie festgestellt hatte, dass er ein Arschloch war. (Klar, er war krank, aber er hätte besser nie ein Kind in die Welt gesetzt) Mein Verhältnis zu meinen Eltern war ambivalent; ich hab sie geliebt, weil man seine Eltern liebt, aber ich hab sie gehasst, weil sie getrunken haben und ich sie nie richtig kennengelernt habe. Da ich ja irgendetwas machen musste, hab ich mich an einer Fachhochschule eingeschrieben, irgendetwas musste ich ja machen, was besseres viel mir auch nicht ein. Anfang 1999 rief mich mein Vater an und frage, ob ich nicht mal vorbeikommen könne. Ok, er hörte sich nicht gut an. Es hat dann 2 Tage gedauert bis wir ihn überredet hatten ins Krankenhaus zu gehen. Er war total abgemagert und konnte vor Schmerzen kaum laufen oder sitzen. Diagnose: Speiseröhrenkrebs, es wurde ihm ein Port gelegt, weil er nichts mehr essen konnte, er wurde bestrahlt. Sein Zustand verschlechterte sich, der Doc holte uns zu einem gemeinsamen Gespräch an das Bett meines Vaters. Der Doc erklärte ihm, dass er nicht mehr lange leben würde. Mein Mann konnte das nicht aushalten und hat das Zimmer verlassen. Ich frage meinen Vater, ob er mir noch etwas sagen möchte. Ich hatte doch tatsächlich die Hoffnung, er würde endlich mal über mich und sich reden und seine Gefühle mitteilen. Er konnte das wohl nicht. Er hatte keine Tränen in den Augen, genauso wenig wie ich. Ich bin dann bald gegangen. Ich war verletzt und wütend. Ich begann ihn zu hassen, weil er nie mit mir geredet hat.

  • Meine Erfahrungen mit dem Antidepressivum Venlafaxin

    Das Antidepressivum Venlafaxin (Wirkstoff) ist ein »modernes« Antidepressivum (SNRI = Selektive Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer)
    Die SNRI hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Einsatzgebiete sind Depressionen und Angststörungen.

    Handelsname z. B. Trevilor ®, in der Schweiz »Efexor«

    Dosierung:
    Damit die anfänglichen Nebenwirkungen nicht so stark sind, wird Vanlafaxin langsam eingeschlichen. Die klinische Höchstdosis beträgt 375 mg.
    Heute erhält man in der Regel Venlafaxin als Retard-Kapseln (75 mg Kapseln und 150 mg Kapseln) Diese Kapseln sind recht groß, ca. 12–15 mm lang.

    Retard (lat: verlangsamt wirkend) heißt, dass der Wirkstoff verlangsamt freigesetzt wird, um kurzzeitig hohe Konzentrationen von Wirkstoffen im Blut zu verhindern.

    Allerdings lassen sich die Kapseln zerstörungsfrei öffnen (ist etwas fummelig), so dass ein Herunterdosieren beim Absetzen auch unter 75 mg möglich ist.

    Für empfindliche Menschen gibt es auch noch Tabletten zum langsamen Einschleichen in 37,5 mg Dosierung.

    Erhöhung kann bis auf 375 mg erfolgen. Da es ein antriebsteigerndes Antidepressivum ist, wird es meist morgens und mittags eingenommen.
    Es soll seine stärker antidepressive Wirkung erst so ab 225–300 mg pro Tag entfalten.

    Genaue Informationen zu dem Antidepressivum Venlafaxin, Wirkung, Nebenwirkungen etc., im Schweizer Kompendium, was frei für jedermann zugänglich ist.

    Meinen ersten Kontakt mit Venlafaxin hatte ich 2002

    Bei meinem ersten klinischen Aufenthalt auf einer gemischten psychiatrischen Station.

    Ich bekam damals die ersten Tage 37.5 mg Trevilor – als Tablette – und litt unter heftigen Nebenwirkungen, wie z.B.:
    Schlafstörung, Schwitzen, feuchte Hände, ich lief rum wie »besoffen«, hatte sehr große Pupillen, kaum Appetit (Gewichtsabnahme), leichte Erhöhung des Blutdrucks, machte bei mir nichts, da ich eher einen niedrigen Blutdruck habe.
    Es wurde recht schnell hochdosiert und ich bekam dann morgens eine Tagesdosis von 150 mg als Retard-Kapsel.

    Es schien so als ob mein Befinden etwas besser wurde, da ich aber noch kaum Erfahrungen mit der Psychiatrie und der Wirkung von Psychopharmaka hatte, war ich mir da auch nicht so ganz sicher.

    Ich wurde nach ca. 10 Wochen entlassen.

    Venlafaxin (Trevilor®) hat meine negativen Gedanken sehr unterstützt, für einen stark Depressiven nicht gerade von Vorteil…
    Da ich aber keine Selbstmordgedanken kannte und mich sicher fühlte mit einem Antidepressivum (weil es ja gegen Depressionen helfen soll), habe ich diese negativen Gedanken auch nicht weiter beachtet.

    Trevilor, war für mich ein Teufelszeug (für andere eine große Hilfe zurück ins Leben).

    Ich nahm diese Gedanken nicht ernst, weil ich dachte, es sind ja nur Gedanken, außerdem nahm ich ja ein Antidepressivum, was mir ja wohl helfen würde…
    Ich fühlte mich sicher, was ein fataler Irrtum war!

    Ich verkannte meine gefährliche Situation, war mir ihrer nicht bewusst und ich steuerte auf mein Desaster hin, ohne es mitzubekommen. Ich habe dann Venlafaxin nicht mehr genommen.

    Erneute Einnahme 2006 auf der Depressions-Fachstation

    Da bei mir irgendwie kein Antidepressivum positiv wirkte, sollte ich wieder mal Venlafaxin ausprobieren, der Arzt meinte, es könne durchaus sein, das es diesmal anders (positiv) wirken könne.
    Ich wurde recht flott auf 300 mg Venlafaxin hochdosiert.

    Meine Nebenwirkungen:
    Massive Schlafprobleme, Hitzewallungen, feuchte Hände, keine Veränderung meines Gewichtes.

    Da sich eine positive Wirkung nicht einstellte, wurde es nach ca. 5 Wochen sofort abgesetzt.
    In der Regel sollte man das nicht so abrupt machen
    , sondern langsam ausschleichen (aber da ich ja in der Psychiatrie war). Logischerweise kam es so zu den sogenannten »Zaps«, auch eine Art »Stromschläge/Elektrische Gewitter im Kopf, die aber nach ca. 2 Wochen vorbei waren. (Wikipedia)

    Jedes Antidepressivum wirkt bei jedem Menschen anders und hat auch andere Nebenwirkungen.
    So hat man eben nur die Möglichkeit, so lange verschiedene Antidepressiva auszuprobieren, bis man sein Antidepressivum gefunden hat, was (etwas) positiv wirkt.