Jahr: 2007

  • Meine Erfahrungen mit dem Antidepressivum Venlafaxin

    Das Antidepressivum Venlafaxin (Wirkstoff) ist ein »modernes« Antidepressivum (SNRI = Selektive Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer)
    Die SNRI hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Einsatzgebiete sind Depressionen und Angststörungen.

    Handelsname z. B. Trevilor ®, in der Schweiz »Efexor«

    Dosierung:
    Damit die anfänglichen Nebenwirkungen nicht so stark sind, wird Vanlafaxin langsam eingeschlichen. Die klinische Höchstdosis beträgt 375 mg.
    Heute erhält man in der Regel Venlafaxin als Retard-Kapseln (75 mg Kapseln und 150 mg Kapseln) Diese Kapseln sind recht groß, ca. 12–15 mm lang.

    Retard (lat: verlangsamt wirkend) heißt, dass der Wirkstoff verlangsamt freigesetzt wird, um kurzzeitig hohe Konzentrationen von Wirkstoffen im Blut zu verhindern.

    Allerdings lassen sich die Kapseln zerstörungsfrei öffnen (ist etwas fummelig), so dass ein Herunterdosieren beim Absetzen auch unter 75 mg möglich ist.

    Für empfindliche Menschen gibt es auch noch Tabletten zum langsamen Einschleichen in 37,5 mg Dosierung.

    Erhöhung kann bis auf 375 mg erfolgen. Da es ein antriebsteigerndes Antidepressivum ist, wird es meist morgens und mittags eingenommen.
    Es soll seine stärker antidepressive Wirkung erst so ab 225–300 mg pro Tag entfalten.

    Genaue Informationen zu dem Antidepressivum Venlafaxin, Wirkung, Nebenwirkungen etc., im Schweizer Kompendium, was frei für jedermann zugänglich ist.

    Meinen ersten Kontakt mit Venlafaxin hatte ich 2002

    Bei meinem ersten klinischen Aufenthalt auf einer gemischten psychiatrischen Station.

    Ich bekam damals die ersten Tage 37.5 mg Trevilor – als Tablette – und litt unter heftigen Nebenwirkungen, wie z.B.:
    Schlafstörung, Schwitzen, feuchte Hände, ich lief rum wie »besoffen«, hatte sehr große Pupillen, kaum Appetit (Gewichtsabnahme), leichte Erhöhung des Blutdrucks, machte bei mir nichts, da ich eher einen niedrigen Blutdruck habe.
    Es wurde recht schnell hochdosiert und ich bekam dann morgens eine Tagesdosis von 150 mg als Retard-Kapsel.

    Es schien so als ob mein Befinden etwas besser wurde, da ich aber noch kaum Erfahrungen mit der Psychiatrie und der Wirkung von Psychopharmaka hatte, war ich mir da auch nicht so ganz sicher.

    Ich wurde nach ca. 10 Wochen entlassen.

    Venlafaxin (Trevilor®) hat meine negativen Gedanken sehr unterstützt, für einen stark Depressiven nicht gerade von Vorteil…
    Da ich aber keine Selbstmordgedanken kannte und mich sicher fühlte mit einem Antidepressivum (weil es ja gegen Depressionen helfen soll), habe ich diese negativen Gedanken auch nicht weiter beachtet.

    Trevilor, war für mich ein Teufelszeug (für andere eine große Hilfe zurück ins Leben).

    Ich nahm diese Gedanken nicht ernst, weil ich dachte, es sind ja nur Gedanken, außerdem nahm ich ja ein Antidepressivum, was mir ja wohl helfen würde…
    Ich fühlte mich sicher, was ein fataler Irrtum war!

    Ich verkannte meine gefährliche Situation, war mir ihrer nicht bewusst und ich steuerte auf mein Desaster hin, ohne es mitzubekommen. Ich habe dann Venlafaxin nicht mehr genommen.

    Erneute Einnahme 2006 auf der Depressions-Fachstation

    Da bei mir irgendwie kein Antidepressivum positiv wirkte, sollte ich wieder mal Venlafaxin ausprobieren, der Arzt meinte, es könne durchaus sein, das es diesmal anders (positiv) wirken könne.
    Ich wurde recht flott auf 300 mg Venlafaxin hochdosiert.

    Meine Nebenwirkungen:
    Massive Schlafprobleme, Hitzewallungen, feuchte Hände, keine Veränderung meines Gewichtes.

    Da sich eine positive Wirkung nicht einstellte, wurde es nach ca. 5 Wochen sofort abgesetzt.
    In der Regel sollte man das nicht so abrupt machen
    , sondern langsam ausschleichen (aber da ich ja in der Psychiatrie war). Logischerweise kam es so zu den sogenannten »Zaps«, auch eine Art »Stromschläge/Elektrische Gewitter im Kopf, die aber nach ca. 2 Wochen vorbei waren. (Wikipedia)

    Jedes Antidepressivum wirkt bei jedem Menschen anders und hat auch andere Nebenwirkungen.
    So hat man eben nur die Möglichkeit, so lange verschiedene Antidepressiva auszuprobieren, bis man sein Antidepressivum gefunden hat, was (etwas) positiv wirkt.

  • Kirchenaustritt

    Ein Kirchenaustritt kann teuer werden, je nachdem in welchem Bundesland man wohnt. Die Seite »Kirchenaustritt.de» informiert.

    In Wuppertal kostet ein Austritt aus der Kirche momentan 30 € und muss beim Amtsgericht Wuppertal erfolgen.

    Man benötigt einen gültigen Ausweis oder Reisepass. Verheiratete oder Geschiedene benötigen zusätzlich das Familienstammbuch.

    »Bewahren Sie Ihre Kirchenaustrittsbescheinung gut auf!
    Oftmals wird nach vielen Jahren Ihr Kirchenaustritt angezweifelt.
    Nach derzeitiger Rechtslage sind Sie in der Beweispflicht, Ihren Austritt nachzuweisen.«

  • Fluoxetin+Lamotrigin+L-Thyroxin

    Darf ich vorstellen, mein aktueller Medikamenten-Cocktail:

    Fluoxetin ist ein modernes Antidepressivum (SSRI)

    Fluoxetin (Handelsnamen u.a. Fluctin ®, Prozac ®,Fluoxetin-Bimo ®) nehme ich seit dem 21. März 2007 und zwar täglich 20 mg . Eine Erhöhung auf 40 mg zeigte keine Veränderung, deshalb habe ich wieder auf 20 mg reduziert.

    Die anfänglichen heftigen Nebenwirkungen von Fluoxetin, wie z.B. kaum Appetit, leichte Übelkeit, Müdigkeit , Muskelschmerzen und starker Schwindel, sind nach ca. 4 Wochen fast verschwunden.

    Die anhaltende Tagesmüdigkeit veranlasste mich, Fluoxetin abends statt morgens (wie es eigentlich für antrieb steigernde Antidepressiva üblich ist) einzunehmen.
    Das scheint für mich besser zu sein, die Müdigkeit hat etwas nachgelassen und ich muss nachmittags keine Mittagsschlaf von ca. 2 Stunden mehr halten.

    Auch habe ich ohne Probleme mit Fluoxetin mein Gewicht etwas verringern können.
    Mit dem Nachlassen der Fluoxetin Nebenwirkungen bemerkte ich auch eine leichte Antriebssteigerung, die aber nur phasenweise auftrat.

    Gegen diese teilweise heftigen Schwankungen im Antrieb habe ich dann Lamotrigin verschrieben bekommen. Auf meine Stimmung wirkt sich Fluoxetin nicht aus.

    Lamotrigin ist ein sogenannter Stimmungsstabilisator

    Ab dem 15. Mai 2007 nehme ich abends zusätzlich Lamotrigin (Handelsname u.a. Lamictal ® ), welches meine Schwankungen in der Stimmung und im Antrieb stabilisieren soll.

    Lamotrigin darf nur langsam, wegen der möglicherweise auftretenden Hautveränderungen, hochdosiert werden. Ich habe abends mit 25 mg Lamotrigin begonnen, nach ca. 7 Tagen habe ich morgens zusätzlich 25 mg eingenommen. Neben der Hautreaktionen kann es auch zu anfänglicher Müdigkeit und Schlafstörungen kommen.

    Als Nebenwirkung ist mir aufgefallen, das ich schlecht schlafe, ca. alle 2 Stunden wach werde und morgens (zumindest in den ersten Tagen nach der Erhöhung) etwas Kopfschmerzen habe.
    Scheinbar vertrage ich Lamotrigin recht gut.

    Ab dem 15. Juni 2007 habe ich meine abendliche Lamotrigin-Dosis auf 50 mg erhöht und somit beträgt meine TMD 75 mg.

    Seit ich Fluoxetin und Lamotrigin nehme scheint es so, dass sich mein Gewicht momentan nicht verändert, was ich natürlich nicht positiv finde. Meine Ernährung habe ich noch nicht umgestellt. In der Regel sollte man von Lamotrigin nicht zunehmen, aber leider gibt es ja auch untypische Nebenwirkungen…

    L-Thyroxin, ein Schilddrüsenhormon

    Laut Arztbrief (von meinem stationären Psychiatrie-Aufenthalt auf der Depressionsfachstation) habe ich 2 kleine Knoten in der Schilddrüse und soll L-Thyroxin nehmen, welches das Wachstum dieser kleinen Biester verlangsamt.

    Häufige psychische Symptome einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) sind Depressionen …

    Seit dem 14. März 2007 nehme ich 50 µg L-Thyroxin
    und mir ist nichts negatives aufgefallen.
    Ich werde ab dem 12 Juni 2007 erst mal vorsichtig um 12.5 µg erhöhen, wenn das auch ohne Probleme klappt, werde ich noch auf eine L-Thyroxin Tagesdosis von 75 µg steigern.

    Meine Blutwerte sind laut meinem Psychiater in Ordnung, leider hat er vergessen den TSH, t3, t4 mit untersuchen zu lassen…

    Mit diesem Medikamenten-Cocktail, bestehend aus Fluvoxamin + Lamotrigin + L-Thyroxin scheint es mir langsam etwas besser zu gehen, zumindest habe ich ab und zu Antrieb und bin etwas aktiver.
    Natürlich ist dieser Zustand recht wackelig und ich habe auch Angst, weil die Gefahr besteht, dass ich wieder abstürzen könnte.

    Ich hoffe natürlich, dass sich mein Zustand stabilisieren wird …

  • Wie sieht der Alltag eines Depressiven aus?

    Jeder Depressive hat andere Symptome, die auch unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.
    Ich gebe hier einen kurzen Einblick in meinem Alltag, wie er ungefähr aussieht, wenn ich mich in einer schweren depressiven Phase befinde.

    Dank meines Antidepressivums Fluoxetin und dem Stimmungsstabilisator Lamotrigin, sieht mein Alltag jetzt nicht mehr so aus.

    Wie sieht mein Alltag in einer schwer depressiven Phase aus?

    Wenn es mir auf Grund der Depression besonders schlecht geht, noch keine Antidepressiva wirken, schlafe ich sehr viel – bis zu 12 Stunden täglich.

    Morgens, wenn ich aufwache oder von meinen Katzen geweckt werde, quäle ich mich aus dem Bett. Waschen, Anziehen (oder den Schlafanzug anlassen/ Jogging-Anzug anziehen), Frühstücken und währenddessen den PC hochfahren.

    Es bleibt noch Zeit, um über mein Leben nachzudenken, warum ich leben, warum sollte ich überhaupt aufstehen, es ist alles sinnlos, ich schaffe nichts mehr, eigentlich will ich doch nur keinen Stress und endlich meine Ruhe…

    Jede noch so kleine Tätigkeit ist für einen Depressiven sehr anstrengend und ermüdend. Man ist einfach total energielos.

    Nach ca. 1 Stunde im Internet surfen, was etwas von den negativen Gedanken ablenken kann, hat man dazu auch keine Lust mehr.

    Ich lege mich auf die Couch, nebenher läuft der Fernseher und ich kann meinen negativen Gedanken frönen und über mein »schönes«, »sinnvolles« Leben nachdenken.

    In so einer durchaus mehrere Wochen bis zu einigen Monaten anhaltenden schwer depressiven Phase, schaffe ich es noch nicht mal meine Katzen zu füttern – die Wohnung zu verlassen ist überhaupt nicht dran zudenken. Telefon und Türklingel wird ignoriert. Es könnte ja jemand kommen und was von mir wollen. Einmal in der Woche schaffe ich es noch, den Staubsauger zu benutzen.

    Die restlichen Aufgaben übernimmt der Partner.

    Mittags halte ich oft noch ein Mittagsschläfchen, zwischendurch noch irgendetwas essen, was ist eigentlich eh egal.

    Hauptsache der es ist bald abends und der Tag ist vorüber und ich kann wieder ins Bett. Beim Schlafen kriege ich meine negativen Gedanken nicht mit und meine depressive Gedankenspirale ist sich selber überlassen…

    Leider werde ich wohl am nächsten Tag wieder wach und das Grauen beginnt von Neuem, der Kampf den Tag zu überleben. Was sehr anstrengend für einen Depressiven ist.