Wie lange mit einer Depression überleben?

Wie lange kann man sich selber zumuten, mit einer Depression zu Überleben?

Natürlich hat jeder seine individuelle Schmerzgrenze.

Ein »Guter« Depressiver ist anfangs schon motiviert, sich irgendwie helfen zu lassen, obwohl viele erst spät zum Arzt gehen und mit einer Behandlung beginnen.
(Dazu kommen überlastete/wenige/unfähige Psychiater und Therapeuten)

Depression ist ja immer noch ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft, über das man nicht spricht, einfach nur eine Schwäche – keinesfalls eine Erkrankung, die man mit etwas mit Zusammenreißen beheben kann.

Der anfangs motivierte Depri lässt sich bestenfalls mit Medikamenten (Psychopharmaka) und Psychotherapie behandeln.

Mit etwas Glück und Ausdauer, findet er ein Medikament, dass ihm etwas oder deutlich hilft, seine Stimmung und Antrieb zu verbessern, so dass er am normalen Arbeitsleben teilnehmen kann. Bestenfalls schafft er später noch, seine persönlichen Lebensumstände neu zu organisieren, potentielle Auslöser der Depression versuchen aus dem Weg zu gehen.

Wenn er Glück hat, war das die einzige depressive Phase im Leben, ansonsten hat er den Spaß dann nochmal oder öfters.

Ist die Depression schwerer oder es findet sich kein passendes Medi oder/und ein motivierter, sehr geduldiger Arzt, könnte man noch die Tagesklinik oder einen längeren Besuch auf der Depressions-Fachstation in Erwägung ziehen. Mittlerweile kommt es dann häufig natürlich noch zum sozialen Abstieg mit der Depression.

Drehtürpsychiatrie folgt dann … Bei einer Krise rein in die Psychiatrie, wenn man etwas stabiler ist wieder raus …

Man versucht mit der Depression, wenn sie denn sehr anhänglich wird, zu überleben.

Dann kommen ab und an Fragen auf, wie lange muss ich noch mit der Depression leben? Oder will ich mit der Depression leben?

Wenn sie mittlerweile chronisch geworden ist, hat man vermutlich ewig Spaß damit.

Natürlich behält man sich einen Rest-Hoffnung auf leichte Besserung – damit kann man sich durchs Leben quälen. Ein guter Depressiver kämpft natürlich und gibt sein Letztes …

Was ist sein Letztes? Die letzte Portion Kraft, die einem Hilft sich durchs Leben zu quälen, stimmungsmäßig am unteren Level, Schwankend zwischen mies und ganz mies, mit ab und an mal Antrieb.

Bei zu viel Stress geht das Gedankenkarussell wieder los, natürlich wird der gute Depressive alles tun, damit es ihm besser geht bzw. nicht noch schlechter.

Vielleicht nutzt er seinen Notfall-Plan.

Nur was ist, wenn genau dieses Szenario wieder kommt? Wie oft macht man das mit? Sollte man eine Strichliste führen?

Man nähert sich der individuellen Grenze. Es könnte sein, dass man an den Punkt gelangt, dass man sich nicht mehr mit Notfall-Plänen beschäftigen will – weil es ja immer wieder nur ein Aufschub ist.

Es stellt sich die Frage, ob der kranke Depressive in der Lage ist, diese Situation einzuschätzen.

Will er sie einschätzen können?

Vielleicht möchte er sich bis zu einem gewissen Grad darüber mitteilen oder aber auch nicht.

Das ist seine Entscheidung.

Man könnte sagen, wenn er sich nicht mitteilen will, ist er nicht in der Lage sich Hilfe zu suchen. Oder er will keine Hilfe – da kann man nur spekulieren.

Ein Therapeut wird im Gespräch aufmerksam zuhören, ehrliche Rückmeldung geben und die Krise von außen einschätzen.

Das Spiel mit dem Feuer beginnt. Ist man schon ein oder mehrmals in so einer Situation gewesen, stellt sich irgendwann die Frage, jetzt reicht es doch, es sind doch genug Krisen überlebt, warum wieder bis zur nächsten Krise leben.

Natürlich muss diese nächste Krise nicht eintreten, aber mit langer Depression am Schopf, einigen überwundenen Krisen, wäre das durchaus wahrscheinlich.

Man schleppt sich noch zum Therapeuten, versucht seinen PsychoMUELL zu sortieren und zu äußern. Selber verstehen kann man sich nicht.

Sofern der Depressive auch deutlich bessere Phasen kennt und erlebt, fällt es ihm bestimmt leichter, sich dem Therapeuten mitzuteilen.

Andernfalls, wenn der Depressive keine annähernd guten Phasen erleben kann, dürfte dieser irgendwann an seine individuelle Grenze kommen.

Darf er das dann? Muss er jemanden um Erlaubnis fragen? Nein, er kann sich helfen lassen, von einer Krise zur nächsten zu schlittern – er kann sich aber auch anders entscheiden.

Das ist seine individuelle Freiheit?! Hat er diese noch, wenn er in einer Krise ist? Ist der Depressive noch im Besitz seiner vollen geistigen Kräfte?

Ein Psychiater/Therapeut würde garantiert Nein sagen, er sieht die Situation/Verhalten nur von außen.

Auch ein erfahrener Depressiver wird die Krise überwinden können, so lange er das auch will. Hat er die Wahl?

Ja, bis zu einem bestimmten Punkt, der ist schwer einzuschätzen, man kann sich ja mal verschätzen.

Der erfahrene Depressive hat aber die Wahl sich zu entscheiden, nur ob das so wirklich frei ist?! So lange er sich nicht entscheiden kann oder will, ist es zwar gefährlich, aber nicht entschieden.

Besteht denn eine »Pflicht« oder »Notwendigkeit« zum Aushalten?

Ich denke, wenn man selber für sich entscheidet, man hat genug erfolglos ausprobiert, es wird nicht oder nur gering besser und man hat keine annähernd guten Phasen, dann sollte man für sich entscheiden, ob man das depressive Leben noch länger aushalten muss.

Ob das dann allerdings im Vollbesitz der geistigen Kräfte geschieht, ist fraglich, aber letztendlich egal.

Man kann versuchen, sich Hilfe zu holen, diese Krise zu überleben, bis zur nächsten Krise, irgendwann will man das dann auch nicht mehr.

Ein »Spiel« das man mit sich selber spielen kann oder sogar muss?

Warum können Gefühle und Gedanken gefährlich sein?! Es sind doch nur Gefühle und Gedanken? So lange man das Gefühl (Sicherheit) hat, man hat diese Gedanken im Griff, unter Kontrolle, ist es erträglich.

Aber es gibt Phasen, da wünsche ich mir einen Kontrollverlust! Damit ich endlich zu einer endgültigen Entscheidung kommen kann und meine Ruhe habe. Keinen Stress mehr, kein Kampf.

Susanne

Autor: SuMu

📧 Kontakt - Alt, flexibel, letztes Lebensdrittel, ♥ lila, Katzen. Tiere. Natur. Intervallfasten 16:8 ♒ Jede Depression wird besser, sofern man sie überlebt.

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