Meine Erfahrungen mit dem Antidepressivum Venlafaxin

Das Antidepressivum Venlafaxin (Wirkstoff) ist ein »modernes« Antidepressivum (SNRI = Selektive Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer)
Die SNRI hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Einsatzgebiete sind Depressionen und Angststörungen.

Handelsname z. B. Trevilor ®, in der Schweiz »Efexor«

Dosierung:
Damit die anfänglichen Nebenwirkungen nicht so stark sind, wird Vanlafaxin langsam eingeschlichen. Die klinische Höchstdosis beträgt 375 mg.
Heute erhält man in der Regel Venlafaxin als Retard-Kapseln (75 mg Kapseln und 150 mg Kapseln) Diese Kapseln sind recht groß, ca. 12–15 mm lang.

Retard (lat: verlangsamt wirkend) heiĂźt, dass der Wirkstoff verlangsamt freigesetzt wird, um kurzzeitig hohe Konzentrationen von Wirkstoffen im Blut zu verhindern.

Allerdings lassen sich die Kapseln zerstörungsfrei öffnen (ist etwas fummelig), so dass ein Herunterdosieren beim Absetzen auch unter 75 mg möglich ist.

FĂĽr empfindliche Menschen gibt es auch noch Tabletten zum langsamen Einschleichen in 37,5 mg Dosierung.

Erhöhung kann bis auf 375 mg erfolgen. Da es ein antriebsteigerndes Antidepressivum ist, wird es meist morgens und mittags eingenommen.
Es soll seine stärker antidepressive Wirkung erst so ab 225–300 mg pro Tag entfalten.

Genaue Informationen zu dem Antidepressivum Venlafaxin, Wirkung, Nebenwirkungen etc., im Schweizer Kompendium, was frei für jedermann zugänglich ist.

Meinen ersten Kontakt mit Venlafaxin hatte ich 2002

Bei meinem ersten klinischen Aufenthalt auf einer gemischten psychiatrischen Station.

Ich bekam damals die ersten Tage 37.5 mg Trevilor – als Tablette – und litt unter heftigen Nebenwirkungen, wie z.B.:
Schlafstörung, Schwitzen, feuchte Hände, ich lief rum wie »besoffen«, hatte sehr große Pupillen, kaum Appetit (Gewichtsabnahme), leichte Erhöhung des Blutdrucks, machte bei mir nichts, da ich eher einen niedrigen Blutdruck habe.
Es wurde recht schnell hochdosiert und ich bekam dann morgens eine Tagesdosis von 150 mg als Retard-Kapsel.

Es schien so als ob mein Befinden etwas besser wurde, da ich aber noch kaum Erfahrungen mit der Psychiatrie und der Wirkung von Psychopharmaka hatte, war ich mir da auch nicht so ganz sicher.

Ich wurde nach ca. 10 Wochen entlassen.

Venlafaxin (Trevilor®) hat meine negativen Gedanken sehr unterstützt, für einen stark Depressiven nicht gerade von Vorteil…
Da ich aber keine Selbstmordgedanken kannte und mich sicher fĂĽhlte mit einem Antidepressivum (weil es ja gegen Depressionen helfen soll), habe ich diese negativen Gedanken auch nicht weiter beachtet.

Trevilor, war fĂĽr mich ein Teufelszeug (fĂĽr andere eine groĂźe Hilfe zurĂĽck ins Leben).

Ich nahm diese Gedanken nicht ernst, weil ich dachte, es sind ja nur Gedanken, außerdem nahm ich ja ein Antidepressivum, was mir ja wohl helfen würde…
Ich fĂĽhlte mich sicher, was ein fataler Irrtum war!

Ich verkannte meine gefährliche Situation, war mir ihrer nicht bewusst und ich steuerte auf mein Desaster hin, ohne es mitzubekommen. Ich habe dann Venlafaxin nicht mehr genommen.

Erneute Einnahme 2006 auf der Depressions-Fachstation

Da bei mir irgendwie kein Antidepressivum positiv wirkte, sollte ich wieder mal Venlafaxin ausprobieren, der Arzt meinte, es könne durchaus sein, das es diesmal anders (positiv) wirken könne.
Ich wurde recht flott auf 300 mg Venlafaxin hochdosiert.

Meine Nebenwirkungen:
Massive Schlafprobleme, Hitzewallungen, feuchte Hände, keine Veränderung meines Gewichtes.

Da sich eine positive Wirkung nicht einstellte, wurde es nach ca. 5 Wochen sofort abgesetzt.
In der Regel sollte man das nicht so abrupt machen
, sondern langsam ausschleichen (aber da ich ja in der Psychiatrie war). Logischerweise kam es so zu den sogenannten »Zaps«, auch eine Art »Stromschläge/Elektrische Gewitter im Kopf, die aber nach ca. 2 Wochen vorbei waren. (Wikipedia)

Jedes Antidepressivum wirkt bei jedem Menschen anders und hat auch andere Nebenwirkungen.
So hat man eben nur die Möglichkeit, so lange verschiedene Antidepressiva auszuprobieren, bis man sein Antidepressivum gefunden hat, was (etwas) positiv wirkt.

Meine Erfahrungen mit Depression, Sex und Antidepressiva

Depression und Sex?

Mit Zunahme der depressiven Symptomatik kann man auch das Interesse am Sex verlieren. (Bei mir war das zumindest so)

Eine Depression beeinträchtigt das Gesamtsystem Mensch, betroffen ist hierbei aber auch der Antrieb, der sich in Aktivität äußert und Energie erfordert. In schweren depressiven Phasen zieht man sich sozial zurück, will niemanden sehen, mit keinem Reden und mag auch keine körperliche Nähe, wie z.B. Umarmungen. Auch kann es sein, das einem das Küssen des Partners, sei es nur ein einfacher morgendlicher Begrüssungskuss auf den Mund, zu wider ist. Man will nicht mehr angefasst werden, man will den anderen nicht mehr anfassen…Man mag sich nicht mehr, weil man depressiv ist und nichts schafft. Leider kann man sich immer weiter in diese negative Gedankenspirale hineinsteigern. Auch hat man keine Kraft, dem Partner das alles zu erklären…und unter Umständen kommt es auch dadurch zu Streitigkeiten.

Depression, Sex und Antidepressiva?

Hat man nun (nach langem Suchen und Testen) endlich ein Antidepressivum fĂĽr sich gefunden, das etwas wirkt, kann die sexuelle Lust wieder kommen.
Leider beeinträchtigen fast alle Antidepressiva die Libido. Bei Männern können Erektionsprobleme auftreten, während Frauen Schwierigkeiten haben, zum Orgasmus zu kommen.
Mit meinem aktuellen Antidepressivum Fluoxetin ist es so, dass ich seit einigen Wochen, wieder vermehrt die Nähe meines Partners suche, ich fasse ihn öfters an und bin sogar teilweise etwas anhänglicher. Auch habe ich leider festgestellt (ich wollte ja wissen, ob ich wenigstens einen Orgasmus haben könnte, wenn ich denn Lust auf Sex oder Selbstbefriedigung habe), dass ich mit 40 mg Fluoxetin leider keinen Höhepunkt habe und mich somit auch nicht wirklich Lust auf Sex haben werde…

Tja, man kann eben nicht alles haben…

Somit muss man abwägen, was einem erst mal wichtiger ist, weniger depressiv mit einem Antidepressivum, aber keinen Orgasmus oder aber andere Antidepressiva testen, mit denen man Spaß am Sex haben kann. Da ich schon länger schwer depressiv bin und schon viele Antidepressiva erfolglos ausprobiert habe, ist es mir jetzt nur wichtig, etwas Antrieb zu bekommen und langsam versuchen etwas mehr zu leben und nicht mehr nur zu überleben.

Meine Erfahrungen mit Fluoxetin

Ich nehme jetzt, seit dem 21. März 2007, Fluoxetin (1 Kapsel 20 mg).Fluoxetin-Info

Die ersten 6 Tage mit Fluoxetin

Kaum Appetit, leichte Ăśbelkeit finde ich sehr positiv und kann von mir aus gerne so bleiben.

Ich friere sehr, bin tagsüber müde/schläfrig und habe Muskelschmerzen (Mir tun alle Knochen weh).

Schlafe jetzt wieder etwas besser, habe aber groĂźe Schwierigkeiten morgens aus dem Bett zu kommen.
Juckreiz, schon unangenehm.

8. Tag mit Fluoxetin

Tagsüber bin ich phasenweise etwas unruhig, was mich veranlasst hat, Fenster und Schränke zu putzen. Aufkommender Antrieb..?

10. Tag mit Fluoxetin

Mir ist zusätzlich schwindelig. Morgendliche Übelkeit lässt nach, Juckreiz phasenweise heftig. Bin zwischendurch unruhig, ich komme leider immer noch sehr schlecht aus dem Bett. Fühle mich etwas weniger kaputt.

15. Tag mit Fluoxetin

Schwindel, TagsĂĽber wieder sehr mĂĽde (Nachmittags geschlafen), Kopfschmerzen, wenig Appetit (was ich aber sehr positiv finde) Schlafe mit Unterbrechungen, aber wie tot. Weniger Antrieb. Seltsamer Geschmack im Mund.

17. Tag mit Fluoxetin

Schwindel habe ich etwas weniger, immer dann wenn ich meinen Kopf senke oder mich bĂĽcke, beim Aufstehen, seltsamerweise auch wenn ich liege.
Es gibt Tage, da habe ich etwas Antrieb und bin auch unruhig, aber dann kommt ein Tag dazwischen, wo ich total mĂĽde bin und auch noch einen Nachmittags-Schlaf halte…

21. Tag mit Fluoxetin

Die gesamten Nebenwirkungen verringern sich langsam.
Schwindel habe ich noch, wenn ich mich bĂĽcke/aufstehe oder meinen Kopf schnell bewege.
Ab heute werde ich 40 mg Fluoxetin nehmen (= 2 Tabletten á 20 mg).

23. Tag mit Fluoxetin

Seit 3 Tagen nehme ich nun morgens 40 mg Fluoxetin.
Habe extrem feuchte Hände. Bin tagsüber müde, leichter Schwindel. Bisher hast sich meine Stimmung noch nicht verändert.
Aber ich habe momentan das GefĂĽhl, das es mit Fluoxetin etwas besser zu sein scheint als ohne.

26. Tag mit Fluoxetin

Extrem feuchte Hände, zwischendurch bin ich unruhig, teilweise etwas Antrieb. Mein reduzierter Appetit bleibt hoffentlich so, ich habe ohne Probleme 3.5 kg abgenommen. Meine Stimmung ist unverändert, aber das kenne ich ja und ist mir auch nicht so wichtig.
Schwindel habe ich noch ab und zu.

28. Tag mit Fluoxetin

Was mich sehr stört sind meine Schwankungen im Antrieb. Es gibt ein oder zwei Tage, da habe ich etwas Antrieb und bin aktiver, aber am nächsten Tag bin ich tagsüber müde und schlafe sogar am Nachmittag noch 2 Stunden.

30. Tag mit Fluoxetin

Seit 10 Tagen nehme ich jetzt 40 mg Fluoxetin und bin tagsüber müde und schlafe nachmittags 2 Stunden. Momentan kaum Antrieb, Schlafe ohne Probleme, aber kann mich nicht erinnern, etwas geträumt zu haben, extrem feuchte Hände (damit könnte ich leben), Appetit vermindert (finde ich auch positiv). Mein Schwindel ist fast weg und tritt nur noch auf, wenn ich zu schnell aus dem Bett aufstehe, also meine Position vom Liegen zum Stehen verändere. Morgendliche Übelkeit ist auch weg.

40. Tag mit Fluoxetin

Ich habe 20 Tage 40 mg Fluoxetin genommen und da ich keinen Unterschied zu 20 mg Fluoxetin feststellen konnte, habe ich heute wieder auf 20 mg Fluoxetin reduziert.
Als Nebenwirkung habe ich nur noch sehr feuchte Hände und ab und zu etwas Schwindel, beim Aufstehen. Mein Appetit ist weiterhin vermindert, was ich sehr positiv finde. Auf meine Stimmung hat sich Fluoxetin bisher nicht ausgewirkt, Antrieb scheint ab und zu etwas da zu sein.

46. Tag mit Fluoxetin (update Fr. 04. Mai 2007)

Seit der Reduzierung von 40 mg Fluoxetin auf 20 mg Fluoxetin habe ich wieder etwas mehr Schwindel, der aber jetzt auch nachlässt.
Feuchte Hände, wenig Appetit (was ich positiv finde).
Schlafen kann ich gut. Ich schaffe es jetzt sogar ab und zu mittags auf meinen 2-stĂĽndigen Nachmittagsschlaf zu verzichten, allerdings mit Kaffee-UnterstĂĽtzung, bemerke aber die MĂĽdigkeit und gehe frĂĽh gegen 22 Uhr schlafen.

Was etwas stört ist mein ab und zu aufkommender Juckreiz, wenn ich es mal schaffe, gehe ich zum Arzt. Bin mir nicht sicher, ob es vom Fluoxetin verursacht oder verstärkt wird. Meine Stimmung ist unverändert, habe aber zumindest ab und zu das Gefühl von etwas Antrieb. Als Fazit würde ich sagen, mit Fluoxetin geht es mir momentan minimal besser als ohne, aber da die Wirkung sehr gering ist, bin ich schon mit meiner langsamen Gewichtsreduzierung zufrieden.

55. Tag mit Fluoxetin (update So. 13.Mai 2007)

Schlafen kann ich gut, selten kann ich mich an einen Traum erinnern, aber wenn, dann war dieser doch sehr wirr. Schwindel verspĂĽre ich nicht mehr, Appetit ist reduziert und ich kann immer noch langsam mein Gewicht reduzieren.

Ich bemerke allerdings Schwankungen im Antrieb und auch in der Stimmung, was doch sehr störend und anstrengend ist.

Fluoxetin und Lamorigin

Aufgrund der Schwankungen nehme ich seit dem 15. Mai 2007Lamotrigin.

79. Tag mit Fluoxetin

Da ich tagsĂĽber mĂĽde bin, nehme ich seit heute Fluoxetin abends ein. Eigentlich soll man antriebsteigernde Antidepressiva morgens einnehmen.